Buddhistische Romane - Spinnerei oder mehr?
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Beruhen die Romane auf einer wahren Geschichte?
Die Bücher erzählen eine buddhistische Geschichte aus dem Bereich Mahayana an der Grenze zum Vajrayana. Wie die Mythen der Mahasiddhas sind sie weder wörtlich zu nehmende Beschreibung, noch pure Erfindung. Erzählungen über Menschen auf buddhistischen Pfaden zielen weniger auf historische Korrektheit, sondern wollen insirieren und informieren. Wer spirituelle Lehren praktiziert, liest solche Texte als Gleichnis. Gleichnisse können Orientierung geben, den einen oder anderen Aspekt der Lehre klarer herausarbeiten und fast immer Motivation und Hoffnung auf dem eigenen Weg geben.
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Gibt es die Akademie wirklich?
Die Bücher greifen Aussagen des Satasahasrika Prajnaparamita Sutra (Edition Conze) zu Level 7 ‘The Far Advanced’ und Level 8 ‘The Immovable’ auf und interpretieren sie aus einer modernen Perspektive. Wenn wir Romane lesen, wissen wir von vornherein, dass wir Fiktion vor uns haben. Doch wir sind bereit, so zu lesen, als ob die Ereignisse sich so zugetragen hätten. Dieses ‘als ob’ eröffnet wichtige Möglichkeiten: Literarische Fiktion ist ein Medium, um von Außergewöhnlichem zu erzählen, von transzententen Erfahrungen, die unseren Alltag überschreiten.
Die Kommunikation in einer Gemeinschaft bestimmt, was in der Gemeinschaft als normal, wirklich und oft auch als wahr gilt. Wer achtsam ist, bemerkt Unregelmäßigkeiten und Brüche an den Grenzen des Normalen. Manche erkennen, dass die Grenzen eine Art kleinsten gemeinsamen Nenner der Gesellschaft bilden, den wir gern als Objektivität bezeichnen. Wer Grenzen erkennt, fragt sich: Was liegt jenseits der Grenzen, jenseits des Gewöhnlichen und Normalen?
Ab einer bestimmten Weite des geistigen Horizonts gibt es keine einfachen Erklärungen mehr. Es gibt nur noch Wege, die weiter führen. Bodhisattvas können diese Wege gehen. Die Dakini (tib. Khandro) ist eine Verkörperung von Energien, die Bodhisattvas inspirieren, auf diesen Wegen voranzuschreiten, um über alle Grenzen hinweg ‘vollständig ans andere Ufer’ (skrt. parasamgate) zu gelangen.
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Was hat es mit der 'Vierten Übertragung der Vajrayogini auf sich?
Die Romane erzählen von der Dakini Vajrayogini, der Hausherrin am heiligen Berg Kailash. Sie akzeptiert Schüler verschiedener Entwicklungsstadien und führt diese individuell gemäß ihrer jeweiligen Fähigkeiten und Fortschritte.
Die ‘Vierte Übertragung der Vajrayogini’ ist ein zeitgemäßer Entwicklungsweg, den Bodhisattvas heute beschreiten können. Die Zählweise leitet sich aus der Nachfolge von drei früheren Übertragungen ab, deren bekannteste die des Yogi Naropa ist (Naropa-Vajrayogini, tib. Naro-Khachöma). Seither sind 1000 Jahre vergangen. Zeiten und Menschen haben sich verändert, wir leben nicht mehr im Mittelalter. Darauf reagiert die Vierte Übertragung der Praxis. Mönche und Laien sind nun völlig gleichberechtigt, ebenso Männer und Frauen. Sie sind auch gleich befähigt, was das Erreichen des großen Ziels angeht. Das war in früheren Übertragungen anders. Die moderne Praxis beginnt auf klassischem Mahayana-Niveau. Die fortgeschrittenen Stufen gehen weit über die Visualisierung von Formen und das Rezitieren von Mantras hinaus. Sie bewirken eine grundlegende Veränderung im Selbstverständnis ihrer Schüler, was höhere Bodhisattvas sind und wie sie in zahllosen Welten zum Wohle der Wesen wirken. In diesem Sinne ist Vajrayoginis Akademie 'wirklich'.
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